Wer sich um Pflanzen kümmert, muss auch gießen. Das ist die landläufige Meinung. Jedoch dürfen wir uns auch eine andere Sicht der Dinge zulegen. Im Wald und natürlichen Umgebungen wird schließlich auch nicht gegossen. Deshalb ist als erstes zu überdenken, ob die Pflanzen wirklich an diesen Ort gehören und ob der Boden vielleicht durch den Menschen vorgeschädigt ist und wir den Bodenorganismen und pflanzlichen Bewohnern helfen können…
Rasenroboter versus Rasenmäher und Sense
Ein Rasen bedankt sich, wenn er außerhalb der Mittagssonne gekürzt wird. Auch ein Blick auf den Wetterbericht lohnt sich – nur mähen, wenn Regen angesagt ist – bei längeren Trockenzeiten lieber die Halme etwas länger lassen. So verschattet sich das Gras selbst in gewissem Maße.
Es ist auch besser, wenn der Rasen daran gewöhnt wird, lieber einmal ausgiebig gegossen zu werden, als jeden Tag ein bisschen. Die Wurzeln wachsen dann viel mehr in die Tiefe und so kann eine gewisse Zeit auch Trockenperioden getrotzt werden!
Der Rasen ist des Deutschen liebstes Kind. Die Rasenroboter bevölkern zunehmend die Gärten. Sicherlich sieht es auf den ersten Blick nach jeder Menge Vorteilen aus: ein “gepflegter”, grüner Rasen, “weniger Arbeit”, weniger Dünger weil der Rasenschnitt liegen bleibt und zersetzt als Dünger fungiert. Jedoch ist das nur ein scheinbarer Lebensraum, der sehr wenig Tieren Nahrung bietet. Gerade die schwindenden Insekten haben hier keine Chance! Dazu kommt der Stromverbrauch, die tägliche Kontrolle, ob auch alles aus dem Weg geräumt ist und das ständige Gießen, weil die frischgeschnittenen Halme logischerweise viel mehr Wasser verdunsten.
… muss nur in Ausnahmefällen langer Trockenheit gegossen werden. Vielleicht können Teile des Vorgartens, Gartens, des Straßenlandes für Insekten wieder naturnah gestaltet werden. Jahrhundertelang wurden Wiesen und Weiden in unserer Kulturlandschaft zweimal im Jahr gemäht. Einmal Ende Juni/Anfang Juli und einmal im September. Das Heu wurde liegen gelassen und durch die Sonne getrocknet. Die Samen konnten ausreifen und sich gleich selbst aussäen. Die Insekten haben die Chance von den abgeschnittenen Halmen herunter zu krabbeln. Insekten und Pflanzen sind daran gewöhnt, haben sich angepasst und eine unendliche Vielfalt entwickelt. Getrocknet wurde das Heu als Tierfutter im Winter verwendet…
Die schlimmsten Todesfallen für Bienen, Hummeln und Grashüpfer sind momentan die gutgemeint angelegten Blumenwiesen, welche dann mit dem Rasenmäher gemäht werden. Diese Wiesen locken die Insekten an und sie legen ihre Eier ab. Der Rasenmäher schreddert die Nützlinge und den Nachwuchs gleich mit. Rasentrimmer oder besser noch Sensen sind hier unbedingt die richtige Wahl. Sprich mit den Leuten! Denn die meisten wissen einfach nicht, was sie tun.
Der Nutzgarten
Wenn der Boden bedeckt ist, kann die Sonne keine Mikroorganismen verbrennen und der Boden ist wirklich vor dem Austrocknen geschützt. Also, dichte Bepflanzung, Bodendecker und Mulchen mit Stroh, Grasschnitt oder Rindenmulch machen den Unterschied. Humus ist ein hervorragender Wasserspeicher und entsteht durch das Verrotten abgestorbener Pflanzen.
Es gibt ebenfalls den Ansatz niemals umzugraben! Der Boden mit seinen Pilzverflechtungen, Mikroorganismen und Kleinsttieren kann Kohlenstoff am Besten behalten, wenn kein Sauerstoff herankommt. Durch Sonneneinstrahlung trocknet der nackte Boden aus und die Lebewesen von Untertage sterben. Dabei sind diese so wichtig, um den Pflanzen durch die Zersetzungsprozesse Nährstoffe verfügbar zu machen. Pestizide und Dünger sind für einen gesunden Boden unbedingt zu vermeiden!
Beispiel für einen Jahresverlauf beginnend im Herbst: Tomaten werden nach der Ernte einfach über dem Boden abgeschnitten, eine Kompostschicht wird aufgebracht, Wintersalat gesät, mit Laub zwischen dem heranwachsenden Salat gemulcht, zwischen den fast erntefähigen Wintersalat wird im Frühjahr bereits Kohlrabi gesät, wenn der Salat geerntet wird, werden die vorgezogenen Tomaten eingesetzt und wachsen eine zeitlang gemeinsam mit dem Kohlrabi. Zwischen die Tomaten gleich der Basilikum als Unterpflanzung gesät und im Verlaufe des Frühsommers mit Grasschnitt gemulcht…
Durch die Beetform (Hochbeet, Hügelbeet, Bodenbeet oder Rahmenbeet…) und die Art und Weise der Anlage werden die Voraussetzungen für den Wasserbedarf natürlich mitbestimmt.
Also, in diesem Sinne, decke den Boden im Garten und Töpfen ab, wie die Natur es auch tun würde und entspanne im Liegestuhl, Hängematte, Hollywoodschaukel oder auf einer Decke mit einem schönen Kissen… lausche und genieße… viel Spaß!